Desaströse sieben Minuten kosten das Spiel – Luchse beenden das Jahr 2024 mit bitterer Niederlage in Inzell
Die Münchner Luchse mussten zum Abschluss des vergangenen Kalenderjahres eine schmerzhafte Niederlage einstecken. In einem hochspannenden Match erwies sich ein völlig verschlafener Start in das letzte Drittel als entscheidend und sorgte für einen Endstand von 7-5 (1-2, 1-2, 5-1) für die Gastgeber des DEC Inzell.
Kleiner Kader mit starkem Start
Dem Luchsrudel war schon vor Anpfiff bewusst, dass das Rückspiel bei den Falken mit Sicherheit keine einfache Sache werden würde. Zum einen brannten die Gastgeber nach der unglücklichen Hinspielniederlage in München mit Sicherheit auf Revanche, und zum anderen schrumpfte der eh schon absehbar kleine Kader im Laufe des Tages immer weiter zusammen. Neben den bereits angekündigten Ausfällen meldeten sich auch noch Daniel Embacher, Marius Schorr und Kapitän Leon Axtner ab. Am Ende machten sich 13 wackere Luchse auf den Weg in die Max Aicher Arena.
Trotz des Minikaders starteten die Luchse denkbar stark in die Begegnung. Schon im zweiten Wechsel konnten die Landeshauptstädter erstmals jubeln. Alex van gen Hassend feuerte von der blauen Linie aus einen Schuss auf das gegnerische Tor ab, der von Bernhard Feiersinger auf Kosten eines Abprallers entschärft werden konnte. Der erste Spieler beim Rebound war jedoch keiner seiner Defensivkollegen, sondern der MEK-Rückkehrer Simon Klopstock. Das Münchner Kindl zögerte keine Millisekunde und bugsierte die Scheibe direkt zum 0-1 über die Linie. Ein perfekter Start für die Landeshauptstädter.
Die Luchse nahmen auch in der Folgezeit den Fuß nicht vom Gas und spielten trotz der kurzen Bank mit nur zwei Defensivreihen weiter munter auf. Es dauerte nicht lange, ehe sie sich erneut belohnten. In der neunten Minute verschaffte sich Simon Klopstock im gegnerischen Drittel auf der rechten Seite Raum. Er lief bis zur Grundlinie und spielte von dort aus den idealen Pass auf seinen im Slot wartenden Reihenkollegen Vehor Vinnytskyi, der sofort abzog und auf 0-2 erhöhte. Das bereits in der Vergangenheit bestens harmonierende Duo stellte einmal mehr sein blindes Verständnis auf dem Eis unter Beweis.
Beinahe hätten die Luchse sogar nochmal zugeschlagen. Lukas Doubrawa wurde kurz nach dem zweiten Treffer vor dem Tor bedient, visierte allerdings leider nur den Pfosten an. Im Anschluss waren die Gastgeber an der Reihe, ihrerseits erstmals auf dem Scoreboard zu landen. Hubert Hirschbichler erzielte vier Minuten nach dem zweiten Münchner Tor das 1-2. Das sollte es aber mit Toren im ersten Drittel gewesen sein, und die Landeshauptstädter gingen mit einem knappen Vorsprung in die Pause.
Luchse bauen Polster aus
Auch der zweite Abschnitt startete ganz im Sinne der Gäste. Nur wenige Minuten nach Wiederanpfiff durften sich die Luchse mit einem Mann mehr auf dem Eis versuchen. Das Überzahlspiel sah zunächst wenig zwingend aus, bis sich kurz vor Ablauf der Strafzeit der Spruch „Jeder Schuss aufs Tor ist ein guter Schuss“ einmal mehr bewahrheiten sollte. Gereon Erpenbach überlegte am linken Bullykreis kurz, was er mit der Scheibe machen sollte, bis er schließlich einfach mal abzog. Dank des hervorragenden Screens von Assistenzkapitän Alexander Killinger sah DEC-Goalie Bernhard Feiersinger den Puck erst, nachdem er bereits hinter ihm zum 1-3 im Netz gelandet war.
Beflügelt vom starken Start in das Mitteldrittel spielten die Luchse weiter zielstrebig nach vorne und konnten zum Bergfest sogar auf 1-4 davonziehen. Yehor Vinnytskyi ließ erneut auf Zuspiel von Simon Klopstock einen saftigen Handgelenkschuss flach im Tor einschlagen und sorgte in der 30. Minute somit für den bisher größten Vorsprung des Abends für den MEK. Leider sollte der vierte Treffer der Höhepunkt des Abends aus Münchner Sicht bleiben.
Die Gastgeber waren trotz des klaren Spielstandes keineswegs hoffnungslos unterlegen. Ganz im Gegenteil, die Falken lauerten geduldig auf ihre Gelegenheiten und sorgten häufig mit schnellen Gegenangriffen für Gefahr vor dem Münchner Tor. So auch in der 36. Spielminute, als Noah Antos einen schnellen Vorstoß des DEC fuhr. Antos sprintete bis zur Höhe der Torlinie und legte die Scheibe zurück zum mitgelaufenen Maximilian Maier, der im Slot lauerte. Ähnlich wie beim zweiten Münchner Treffer zog Maier sofort ab und verkürzte fünf Minuten vor Drittelende auf 2-4. Hätten die Luchse den Drei-Tore-Vorsprung in die Kabine retten können, wären die Ereignisse in den letzten zwanzig Minuten so wohl nicht passiert
Kollektivaussetzer und effektive Falken sorgen für Kehrtwende
Eigentlich hätten die Münchner voller Selbstbewusstsein in den letzten Abschnitt starten können. Die Landeshauptstädter haben acht ihrer ersten neun Partien gewonnen und waren drauf und dran, einen weiteren Sieg einzuheimsen. Es dauerte jedoch keine Minute, ehe jeglicher Optimismus im Lager der Gäste komplett verschwunden war. Zunächst entschieden die Falken das erste Bully des Drittels für sich und verlagerten das Geschehen sofort in die Zone der Luchse. Diese schafften es trotz mehrerer Versuche nicht, den Puck zu klären, bis marcel Nedved aus spitzem Winkel einfach mal abzog. Damit erwischte er MEK-Goalie Jan Kumerics auf dem falschen Fuß, der den überraschenden Schuss nicht abwehren konnte. Nur acht Sekunden nach dem Anschlusstreffer kam es noch dicker. Die Gastgeber entschieden das Bully für sich, Matthias Meyer konnte das Münchner Drittel sofort und ungestört zentral betreten und erzielte mit einem Handgelenkschuss aus dem hohen Slot den viel umjubelten 4-4 Ausgleichstreffer. Nur 39 Sekunden nach Wiederanpfiff hat sich der Vorsprung der Luchse in Luft aufgelöst.
Die Falken schwammen auf der Welle und drängten weiter auf das Tor der Landeshauptstädter. Die Luchse hingegen waren nun völlig von der Rolle und merkbar verunsichert. Selbst ein Überzahlspiel konnte den Münchnern nicht helfen, sondern sorgte für eine weitere Verschlimmerung der Situation. Ein Reifenplatzer an der gegnerischen blauen Linie ermöglichte Rene Tödling einen Alleingang auf das Tor von Jan Kumerics. Der routinierte Verteidiger blieb ganz cool, schaute Jan aus und stellte in eigener Unterzahl auf 5-4.
MEK-Coach Markus Kiefl tat alles, um sein Team aus dieser schwierigen Phase herauszuhelfen. Der Münchner Trainer zog seine Auszeit und schickte Tamino Kaut für Jan Kumerics zwischen die Pfosten. Die ersten Minuten von Taminos Abend im Netz sollten jedoch ähnlich verlaufen wie Jans letzte Minuten. Nach überstandenem Unterzahlspiel durften die Gastgeber mit einem Mann mehr antreten, und die numerische Überzahl wurde unverzüglich genutzt. Ein Schuss von Martin Davidek konnte Tamino Kaut noch entschärfen, allerdings fanden weder er noch seine Mitspieler den knapp hinter seiner Kufe liegenden Rebound. DEC-Stürmer Leonard Surauer war am schnellsten und drückte den Puck zum 6-4 über die Torlinie. Keine sieben Minuten waren im letzten Abschnitt gespielt, und die 200 Zuschauer in der Max Aicher Arena konnten schon vier Tore der Gastgeber bejubeln.
Nachdem das halbe Dutzend voll war, konnten sich die Luchse zumindest ein bisschen fangen. Die Falken waren nun darauf bedacht, die Zeit von der Uhr zu spielen, und schickten die Scheibe oftmals einfach tief in das Drittel der Landeshauptstädter. Die Gäste hingegen liefen gegen das Inzeller Abwehrbollwerk an, allerdings blieben die Bemühungen vorerst nicht von Erfolg gekrönt – zumindest bis zur 53. Minute. Erneut bediente Simon Klopstock seinen Sturmpartner Yehor Vinnytskyi, und erneut verwandelte der ukrainische Goalgetter eine Chance aus nächster Nähe. Knapp acht Minuten waren noch zu Gehen, und der Rückstand der Luchse betrug nur noch ein Tor. Nun warfen die Münchner alles nach vorne. Es wurde gespielt, es wurde gekämpft, es wurde gebissen, doch leider kamen die Gäste kaum mehr in gefährliche Abschlusssituationen. Die einzige Ausnahme war die letzte halbe Minute des Spiels. Tamino Kaut hatte das Münchner Tor bereits zu Gunsten eines sechsten Feldspielers verlassen, als die Landeshauptstädter den Ausgleich auf der Kelle hatten. Simon Klopstock spielte quer durch das Angriffsdrittel einen millimetergenauen Pass auf Lukas Doubrawa, der mutterseelenallein direkt vor DEC-Goalie Bernhard Feiersinger geparkt war. Feiersinger mutierte hier jedoch zum Helden des Abends und entschärfte den sofortigen Torabschluss von Lukas. Im Gegenzug besiegelte Marcel Nedwed das Schicksal der Luchse mit dem Empty Net Goal zum Endstand von 7-5.
Sieben schwache Minuten und ineffiziente Special Teams kosten wertvolle Punkte
Wer das Luchsrudel nach Inzell begleitet hat, hat auf jeden Fall ein hochklassiges, unterhaltsames Eishockeyspiel gesehen. Luchse und Falken boten sich einen spektakulären Kampf auf Messers Schneide, bei dem sich zwei Faktoren als entscheidend erwiesen. Der Knackpunkt im Spiel waren ohne Frage die ersten sieben Minuten des letzten Abschnitts. Dort kassierten die Landeshauptstädter vier Gegentore und mussten ihren Zwei-Tore-Vorsprung gegen einen Zwei-Tore-Rückstand austauschen. Besonders bitter – sowohl der Führungstreffer zum 5-4 (Shorthander) als auch das Game Winning Goal zum 6-4 (Powerplaytor) waren ein Produkt der Inzeller Special Teams. Trotz erneut vieler Gelegenheiten machten die Landeshauptstädter einfach zu wenig aus ihren Überzahlspielen, um gegen einen starken Gegner wie den DEC zu punkten. Individuell stachen der dreifache Torschütze Yehor Vinnytskyi, der dreifache Vorlagengeber Simon Klopstock sowie Aleksandr Valyshkin, der in Abwesenheit von Dmitrii Paramonov als einer der zwei Nicht-EU-Ausländer des MEK auflief und seinen Job gut machte, hervor. Wenig überraschend würde jedoch wohl jeder der drei ihre eigene starke Leistung sofort gegen einen Punktgewinn für die Mannschaft eintauschen.
Ausblick
Morgen bestreiten die Luchse das letzte von drei herausfordernden Auswärtsspielen am Stück. Mit dem EV Mittenwald geht es gegen eines der absoluten Spitzenteams der Bezirksliga Bayern. Wir freuen uns über jeden Fan, der uns am 03. Januar nach Garmisch-Partenkirchen begleitet!
Benjamin Dornow, 02. Januar 2025
Statistik
DEC Inzell – Münchner EK „Die Luchse“ 7-5 (1-2, 1-2, 5-1)
27. Dezember 2024, 20:00 Uhr
Max Aicher Arena Inzell
Zuschauer: 200
Aufstellungen:
DEC Inzell
Torhüter – Verteidiger – Stürmer
Münchner EK „Die Luchse“
Kumerics, Kaut – von Friderici, van gen Hassend, Killinger (A), Höhn – Klopstock, Steinmetz, Doubrawa (A), Vinnytskyi, Kovac, Erpenbach, Valyshkin, Barth, Treichl (C)
Tore:
0-1 Klopstock (van gen Hassend, Vinnytskyi, 1:29)
0-2 Vinnytskyi (Höhn, Klopstock, 8:22)
1-2 Hirschbichler (Meyer, 11:40)
1-3 Erpenbach (Doubrawa, Kovac, 23:16/PP1)
1-4 Vinnytskyi (Klopstock, 30:17)
2-4 Maier (Antos, 35:07)
3-4 Nedwed (Rieder, 40:31)
4-4 Meyer (Davidek, 40:39)
5-4 Tödling (kein Assist, 45:19/SH1)
6-4 Surauer (Davidek, 46:57/PP1)
6-5 Vinnytskyi (Treichl, Klopstock, 52:20)
7-5 Nedwed (Graf, 59:44/ENG)
Strafminuten:
DEC Inzell: 14
Münchner EK „Die Luchse“: 6
Bilder
Wir bedanken uns herzlich bei Lea Unterrainer für die tollen Fotos vom Spiel sowie die freundliche Bereitstellung der Bilder!