Furioses Comeback reicht nicht aus – Ein spätes Gegentor und eine Fehlentscheidung sorgen für Niederlage in Augsburg

Der Münchner EK musste im ersten Auswärtsspiel des Wochenendes eine bittere Niederlage einstecken. Das Spiel bei den Woodstocks Augsburg konnte alles bieten, was das Eishockeyherz begehrt – guten Sport, eine frühe und hohe Führung für die Heimmannschaft, eine furiose Aufholjagd der Gäste, und doch aus Sicht der bayrischen Landeshauptstädter leider auch eine krasse Fehlentscheidung und einen entscheidenden Treffer in der Schlussphase. Am Ende mussten die Luchse ihre Heimreise mit einer 5-4 (3-1, 1-0, 1-3) Niederlage im Gepäck antreten.

Debütant dreht auf, Gastgeber dominieren

Als das Luchsrudel vom Münchner Weststadion in Richtung Augsburg aufgebrochen ist, hatten sie eine kleine Überraschung im Kofferraum des Neunsitzers wackelfest verzurrt. Die sportliche Leitung des MEK hat seiner Mannschaft in Form eines neuen Spielers eine späte Überraschung beschert. Stürmer Tobias Treichl, der zuvor im Landsberger Nachwuchs und beim ESV Buchloe Eishockey gespielt hat, verstärkt die Landeshauptstädter für den Saisonendspurt. Der große Angreifer trat am Wochenende erstmals für die Luchse an und sollte schnell unter Beweis stellen, dass er seiner Mannschaft definitiv weiterhelfen kann.

Den ersten Stich im Augsburger Curt-Frenzel-Stadion setzten jedoch die Gastgeber. Die Niederlage im Hinspiel schien die Woodstocks zu wurmen, denn die Mannschaft rund um Maximilian Merkel startete mit viel Energie in die Partie. Schon im ersten Wechsel war es der Kapitän selbst, der den Torreigen eröffnete. Merkel führ mit dem Puck ins Münchner Drittel und stellte unter Beweis, weshalb er vor kurzem noch in der viertklassigen Bayernliga gespielt hat. Mit einem zielsicheren, strammen Handgelenkschuss ließ er Tamino Kaut im Münchner Gehäuse keine Chance und brachte seine Mannschaft in Führung. Die Botschaft an die Gäste war klar – diesmal sollten die Punkte bei den Woodstocks bleiben!

Die Münchner wollten ihren Gastgebern dieses Vorhaben jedoch nicht ganz ohne Gegenwehr ermöglichen. In seinem ersten Wechsel bekam der bereits vorgestellte Neuluchs Tobias Treichl den Puck von Simon Klopstock optimal zugespielt, und der hoch gewachsene Stürmer ließ seine Teamkameraden erstmals staunen. Mit einem präzisen Schuss konnte Tobias den Augsburger Goalie Davide Olivieri überwinden und brachte seine Mannschaft zurück ins Spiel.

Trotz des schnellen Ausgleichs wollten die Luchse allerdings nicht so recht ins Spiel kommen. Die Schwaben dominierten das Geschehen im ersten Abschnitt und belohnten sich in der 14. Minute für ihre Bemühungen. Nach einer feinen Einzelaktion versenkte Maximilian Rosenbaum den Puck zur erneuten Führung im Tor. Der Augsburger Assistenzkapitän hatte damit jedoch noch nicht genug. Knapp drei Minuten später fand Lukas Sycek seinen Mannschaftskameraden mit der Rückennummer 19 ungedeckt im Rückraum, und Rosenbaum blieb vorm Tor erneut eiskalt. Ähnlich wie schon im Hinspiel in München erwischte die Heimmannschaft den besseren Start und konnte mit 3-1 in die erste Pause gehen.

Passive Gäste fallen weiter zurück

Ein 3-1 Rückstand war definitiv nicht das, was sich die Luchse für den ersten Abschnitt vorgenommen hatten. Dennoch legte Coach Tobias Knallinger in der Pause den Fokus auf das Positive, das er von seiner Mannschaft in den ersten zwanzig Minuten gesehen hat. Tatsächlich lieferten seine Schützlinge eine ordentliche Leistung, doch die Woodstocks zeigten sich im Vergleich zur Vorwoche stark verbessert und waren im Münchner Drittel einfach nicht aufzuhalten. Statt jedoch weiter ihr Spiel zu spielen und auf ihre Chancen zu warten, wurden die Luchse nun passiv und überließen den Schwaben das Feld.

Fünf Minuten nach Wiederanpfiff sah es so aus, als würde den Luchsen das Geschehen komplett entgleiten. Erneut durften die Woodstocks im Drittel der Gäste nach Belieben schalten und walten, und diesmal war es Maximilian Rieß, der einen schön anzusehenden Spielzug mit einem erfolgreichen Abschluss vollendete und auf 4-1 für die Gastgeber stellte. Nun drohte eine Klatsche im Curt-Frenzel-Stadion, und das ausgerechnet vor etwa fünfzig extra im Fanbus angereisten Gästefans.

Das restliche Drittel stand im Zeichen eines ungleichen Duells. Fünfzehn Augsburger Feldspieler deckten einen Torhüter mit insgesamt 18 Schüssen ein, doch auf den maskierten Mann im Münchner Tor war Verlass. Tamino Kaut berappelte sich schnell von den vielen frühen Gegentoren und ließ lediglich einen Schuss im zweiten Abschnitt passieren. 17 Saves unter hohem Druck sprechen für die Qualität des jungen Münchner Goalies, der in seinem ersten Saisoneinsatz insgesamt überzeugen konnte. Als die Drittelsirene zum zweiten Pausentee läutete, durften sich seine Vorderleute bei Tamino dafür bedanken, dass es bei einem 4-1 für die Schwaben geblieben ist.

Wechselndes Momentum, unglückliche Entscheidungen

Die Luchse starteten also mit drei Toren Rückstand in die letzten zwanzig Minuten. Mit der Zeit auf der Seite der Gastgeber war nun eines klar – die Münchner müssten die Schlagzahl deutlich erhöhen, wenn sie noch Punkte mitnehmen wollten. Und tatsächlich reagierte die von den mitgereisten MEK-Fans frenetisch angefeuerte Mannschaft von Trainer Tobias Knallinger nun. Vier Minuten nach Wiederanpfiff war er erneut der neue Mann, der sein Team zurück ins Spiel brachte. Tobias Treichl erzielte seinen zweiten Treffer des Abends und sorgte für einen neuen Schub an Energie und Selbstvertrauen auf der Münchner Bank. Nur noch zwei Tore Rückstand bei noch sechzehn verbleibenden Minuten – das klang machbar!

Beflügelt vom Anschlusstreffer feuerten die Luchse nun aus allen Rohren. Die Gastgeber konnten nur noch zeitweise für Entlastung sorgen und dem Druck zwar gut zehn Minuten lang standhalten, doch in der 55. Minute erreichte die Nervosität auf Seiten der Gastgeber ein neues Level. Leon Axtner schickte mit einem langen Pass Christian Steinmetz auf die Reise, der zusammen mit Raphael Cera ein 2-auf-1 auf das gegnerische Tor fuhr. Steini wählte den Schuss und scheiterte am Schoner von Davide Olivieri, doch der Abpraller landete direkt auf dem Schläger von Raphael Cera. Mit dem leeren Tor vor sich fackelte Raphi nicht lange und versenkte den Puck zum 3-4 im Tor der Schwaben.

Wenige Sekunden später verfiel die Bank der Luchse komplett in Euphorie. Simon Klopstock begab sich in seiner unnachahmlichen Art in beste Schussposition vor dem Tor, nahm Maß und ließ den Puck mit einem satten Handgelenkschuss im Kreuzeck zappeln. Ein Treffer der Marke „Tor des Monats“, doch leider hatten zwei Personen etwas dagegen. Das Schiedsrichtergespann entschied sich nach kurzer Beratung, das Tor nicht zu geben. Das Tor wurde beinahe im exakt gleichen Moment des Einschlags der Scheibe im Tornetz von Augsburger Torhüter verschoben. Dabei wäre der perfekt gezielte Schuss von Simon mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch ohne die Verschiebung im Tor gelandet. Bitter für den MEK, bitter für den Münchner Assistenzkapitän.

Die Luchse ließen sich jedoch trotz der langen Diskussionspause nicht ausbremsen. Wenige Sekunden später wanderte Maximilian Utke von den Gastgebern auf die Strafbank, und mit einem Mann mehr auf dem Eis schafften die Luchse endgültig, was ihnen zuvor verwehrt wurde. Jannik Pinder bediente Christian Steinmetz, und der frühere Verteidiger sorgte für den schönsten regulären Treffer des Abends. Steini nahm Maß, setzte zum Schlagschuss an und wuchtete die Scheibe mit einem mächtigen Hammer in den Winkel. Das Momentum war nun völlig auf Seiten der Gäste, und die Gastgeber gerieten mächtiger denn je ins Schwitzen.

Eigentlich hatten die Münchner das Spiel nun komplett im Griff, doch eine unglückliche Aktion sorgte dafür, dass die Schwaben wieder einen Weg in die Partie fanden. Andreas Steer schickte einen Gegenspieler mit einem mächtigen Hit in die Bande und erhielt dafür eine Fünf-Minuten-Strafe. MEK-Verteidiger Leon Axtner konnte die Spielstärke zwar wieder ausgleichen, als er in Unterzahl von Nils Bergk nur mithilfe eines Fouls vom Puck getrennt werden konnte, doch der Rhythmus der Luchse war nun dahin. So kam es zum Tiefschlag in letzter Minute. Lukas Sycek fuhr in das Drittel der Gäste und zog kurz nach der blauen Linie einfach ab. Der schwierig zu haltende Schuss flog über die Schiene vom chancenlosen MEK-Goalie Tamino Kaut und zappelte 66 Sekunden vor Abpfiff im Netz. Tobias Treichl hatte zwar noch eine letzte Chance, das Spiel auszugleichen, doch es sollte nicht mehr sein. Der späte Treffer für die Woodstocks war das letzte Tor des Abends und sorgte dafür, dass sich die Luchse bedröppelt und ohne Punkt im Gepäck von ihren mitgereisten Fans verabschieden mussten.

Ein sensationelles Drittel reicht nicht aus

Die Münchner Luchse spielten am Freitag eines ihrer besten Drittel der ganzen Saison, doch es sollte am Ende nicht genug sein. Die stark aufspielenden Gastgeber setzten den Grundstein für den Erfolg im ersten Abschnitt. Dort zogen die Woodstocks davon, und der frühe vierte Treffer in den zweiten zwanzig Minuten sorgte für einen massiven Vorsprung, der nur äußerst mühsam aufzuholen war. Bleibt wenig Raum für Fehler, reichen schon kleine Missgeschicke oder unglückliche Pfiffe, um eine Aufholjagd kurz vorm Ziel scheitern zu lassen. Können die Luchse jedoch die Leistung aus dem letzten Drittel konservieren und wiederholen, werden sie in dieser Saison definitiv noch einige Punkte im Weststadion behalten!

Ausblick

Am kommenden Wochenende sind die Luchse erneut doppelt gefordert. Diesmal treten die Münchner zwei Mal im eigenen Stadion an. Am Freitag sind die Pinguine aus Königsbrunn im Luchsbau zu Gast, ehe am Samstag der ESC Dorfen 1b in der bayrischen Landeshauptstadt gastiert. Beide Spiele beginnen um 19:30 Uhr. Wir hoffen zu beiden Spielen auf eine starke Kulisse im Münchner Weststadion!

Benjamin Dornow, 23. Januar 2023

Statistik

EG Woodstocks Augsburg – Münchner EK „Die Luchse“ 5-4 (3-1, 1-0, 1-3)

21. Januar 2023, 20:00 Uhr

Curt-Frenzel-Stadion Augsburg

Zuschauer: 87

Aufstellungen:

EG Woodstocks Augsburg

Olivieri, Springler – Cloppenburg, Reitmayer, Bergk, Diesenbacher, Colner, Utke, Beck, Vehkakoski – Sycek (A), Rosenbaum (A), Merkel (C), Schober, Wohlhaupter, Paster, Rieß

Münchner EK „Die Luchse“

Kaut, Kumerics – Markus, van gen Hassend, Killinger (C), Langnickel, Schafroth, Hnat (A), Axtner, Paramonov – Klopstock (A), Embacher, Steinmetz, Cera, Vinnytskyi, Berthe, Pinder, Reisinger, Schorr, Treichl, Steer

Tore:

1-0 Merkel (Rieß, 1:11)

1-1 Treichl (Klopstock, Berthe, 4:07)

2-1 Rosenbaum (Kein Assist, 13:17)

3-1 Rosenbaum (Sycek, Wohlhaupter, 15:59)

4-1 Rieß (Merkel, Cloppenburg, 25:04)

4-2 Treichl (Klopstock, Vinnytskyi, 43:31)

4-3 Cera (Steinmetz, Axtner, 54:23)

4-4 Steinmetz (Pinder, Paramonov, 56:07/PP1)

5-4 Sycek (kein Assist, 58:54)

Schüsse:

EG Woodstocks Augsburg: 37

Münchner EK „Die Luchse“: 33

Strafminuten:

EG Woodstocks Augsburg: 8

Münchner EK „Die Luchse“: 15

Bilder