Kleiner Kader, großer Kampf – Luchse verlieren mit zehn Feldspielern knapp beim EV Aich

Nach 39 Minuten sah es so aus, als würden die Münchner Luchse beim Tabellenzweiten vom EV Aich eine üble Klatsche hinnehmen müssen. Innerhalb der nächsten zwanzig Minuten wurde aus der eindeutigen Angelegenheit jedoch eine äußerst knappe Kiste, doch leider behielten einmal mehr die Gegner der Landeshauptstädter am Ende des Spiels knapp die Oberhand. Die Luchse kehrten mit einer 4-3 (2-0, 2-1, 0-2) Auswärtsniederlage und ohne Punkte im Gepäck aus Moosburg zurück.

Eichenexpress überrollt Landeshauptstädter

Nachdem die Personaldecke der Münchner bereits zwei Tage zuvor äußerst dünn war, sollte sie bis zur Abfahrt am Münchner Weststadion noch weiter schrumpfen. Nachdem bereits am Freitag mit Christian Steinmetz der nächste verletzungsbedingte Ausfall feststand, mussten die Luchse nun zusätzlich auf Dominik Hnat, Levin Markus sowie Christian Steinmetz verzichten. Dank der noch angeschlagenen, aber wieder spielfähigen Stürmer Daniel Berthe und Amin Reisinger konnten die Landeshauptstädter die Reise nach Moosburg überhaupt antreten, doch optimal war die Situation vor dem Duell mit den bereits für die Playoffs qualifizierten Aichern allemal nicht.

Kurz bevor es zum Warmup auf die Eisfläche ging, gab es dennoch ein leichtes Aufatmen bei den Luchsen. Auch die Gastgeber traten mit bei weitem nicht voller Mannschaftsstärke an. Mit dreizehn Feldspielern konnten die Eichenblätter jedoch zumindest eine Sturmreihe mehr aufbieten als ihre Gäste. Dennoch stellte Coach Tobias Knallinger seine Mannschaft vor Anpfiff auf einen Defensivkampf ein. Die Münchner sollten tief in der eigenen Zone stehen und den EVA kommen lassen. In der Offensive würden die zehn Luchse geduldig bleiben und auf ihre Gelegenheiten warten müssen.

Vom ersten Bully an lief der Abend in der Moosburger Clariant Arena in etwa so ab, wie man es sich vorher erwarten konnte. Die Gastgeber spielten schnurstracks in Richtung des Gehäuses von MEK-Goalie Jens Berger, der am Sonntag seinen fünften Starteinsatz der Saison bekam, und die Münchner Hintermannschaft war äußerst beschäftigt damit, die frühe Flut an Schüssen auf das eigene Tor schadlos zu überstehen. Beinahe wäre der Puck schon in der fünften Minute erstmals hinter Jens eingeschlagen. In einer Zwei-Auf-Eins-Situation suchte der puckführende Stürmer des EVA den Pass zu seinem mitgelaufenen Mitspieler, doch der zum Abwehrspieler umfunktionierte Luchs Simon Klopstock blockte den Querpass in letzter Sekunde. Kommt der Pass an, landet der Puck mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit im Netz. Vier Minuten später musste Jens Berger im Münchner Tor selbst tätig werden, um das Unentschieden zu halten. Nachdem der Goalieluchs einen ersten Versuch noch entschärfen konnte, landete die Scheibe direkt vor Jens auf der Kelle eines Gegenspielers. Obwohl dieser direkt aus kürzester Distanz abzog, konnte Jens mit einem sensationellen Reflex schlimmeres verhindern.

Eine Minute später waren jedoch sowohl die Luchse auf dem Feld als auch Jens Berger machtlos. Andreas Herrmann probierte es aus kurzer Distanz und scheiterte an dem Schoner des Münchner Torwarts, von dem aus der Puck nach vorne abprallte. Andreas Koller reagierte am schnellsten und brachte den Nachschuss zum verdienten 1-0 im Tor unter, und damit war es noch lange nicht getan. Die Gastgeber spielten weiter druckvoll nach vorne und ließen den Landeshauptstädtern kaum Luft zum Atmen. Allein die Schussbilanz von 20-5 zu Gunsten der Eichenblätter sprach diesbezüglich Bände. Die Aicher hatten neben einer Menge Torschüsse jedoch auch noch einen weiteren Treffer auf Lager. Diesmal war Andreas Koller Vorlagengeber und Sebastian Lachner der Nutznießer. Der oberligaerfahrene Stürmer stellte in der 18. Minute auf 2-0 und sorgte damit für den ersten Pausenstand.

Anschlusstreffer nach Doppelschlag gibt Hoffnung

MEK-Coach Tobias Knallinger sprach seinen Männern in der Drittelpause Mut zu. Die Luchse verteidigten clever und warteten diszipliniert auf ihre Chancen, genau wie es vor dem Spiel besprochen wurde. Das einzige Problem – die Chancen kamen noch nicht. Das sollte sich im zweiten Drittel ändern. Die Landeshauptstädter spielten nun mit einem hohen Mann an der gegnerischen blauen Linie, und es dauerte nicht lange, ehe sich erste Kontermöglichkeiten ergaben. Die wohl beste dieser Gelegenheiten hatte Andreas Steer, der etwa fünf Minuten nach Wiederanpfiff seinen Bewachern entwischte und alleine auf das Tor von Marco Krojer zulief. Andi wartete lange, ehe er den Puck auf die Rückhand zog und Krojer überlupfen wollte, doch der Aicher Goalie blieb geduldig und konnte den Alleingang des Langzeitluchses entschärfen. Besonders nach minutenlanger Unterbeschäftigung war dieser Save alles andere als Routine.

Insgesamt waren die Luchse im zweiten Abschnitt offensiv deutlich aktiver, doch den ersten Treffer des Drittels erzielten erneut die Gastgeber. Christian Koller bediente in der 36. Spielminute Maximilian Scheib, der von kurz hinter der blauen Linie aus einen wahren Sonntagsschuss auspackte. Mittels eines schnurgeraden Handgelenkschusses ließ Scheib Jens Berger im Münchner Tor keine Chance und erhöhte nicht unverdient auf 3-0 für die Gastgeber. Die Aicher hatten jedoch noch immer nicht genug. Nur 38 Sekunden nach dem dritten Treffer kam es zu einer undurchsichtigen Situation vor dem Gästegehäuse. Der Nutznießer der Situation war Kevin Steiger, der den Spielstand auf 4-0 schraubte. Die Luchse und ihre mitgereisten Anhänger befürchteten nun eine derbe Klatsche beim Tabellenzweiten.

Tobias Knallinger reagierte sofort und nahm sofort eine Auszeit, um das Gespräch mit seinen Schützlingen zu suchen. Das etwas unglückliche vierte Gegentor sollte seine Mannschaft nicht mehr als nötig entmutigen, denn bisher hielten sich die Luchse gut an ihren Gameplan. Diesem sollten die Münchner weiter folgen, und vielleicht bekommen sie mit etwas Glück noch Gelegenheiten, um in das Spiel zurückzufinden. Und tatsächlich, noch vor Ende des zweiten Drittels schaffte es auch der MEK auf das Scoreboard in der Moosburger Clariant Arena. Leon Axtner spielte den Puck tief hinter das gegnerische Tor, wo ihn Theodor Ziegelhöffer aufnahm. Der Youngster aus dem Bad Nauheimer Nachwuchs kurvte in Richtung Bullykreis, nahm Maß und brachte einen verdeckten Schuss auf das Tor von Marco Krojer. Der Aicher Goalie sah die Scheibe nicht schnell genug kommen, und Theo konnte den Anschlusstreffer für seine Mannschaft und damit sein fünftes Saisontor bejubeln.

Überraschendes Comeback bleibt unvollendet

Der Anschlusstreffer kurz vor der zweiten Pause schien den Luchsen einen bei nur zehn Feldspielern dringend benötigten Auftrieb zu geben. Die Landeshauptstädter kamen fokussiert und voller Tatendrang, den mitgereisten Fans doch noch ein spannendes Spiel zu liefern, aus der Kabine. Mit der Takterhöhung kam jedoch auch ein Nachteil. Die Luchse riskierten nun mehr und kassierten in der 47. Minute erstmals in Form einer Strafe eine Quittung für das erhöhte Risiko. Die Landeshauptstädter schafften es jedoch nicht nur, das Unterzahlspiel zu überstehen, sondern machten das Spiel mit einem Mann weniger wieder spannend. Bei einem Konter setzte Theodor Ziegelhöffer den Münchner Goalgetter Yehor Vinnytskyi in Szene, der wie so oft in dieser Saison zu einer feinen Einzelaktion ansetzte. Der ukrainische Stürmer verlud seine Gegenspieler, konnte Marco Krojer verladen und verkürzte den Rückstand seiner Mannschaft in Unterzahl auf nur noch zwei Tore. Es war bereits der vierte Shorthander von Yehor in dieser Saison.

Der Anschlusstreffer gab den Luchsen weiteren Auftrieb, und den Gastgebern war nun eine leichte Nervosität anzumerken. Obwohl sich das Geschehen weiterhin größtenteils im Münchner Drittel abspielte, wurden die Aktionen nun hektischer und das Spiel etwas ruppiger. Spätestens ab der 54. Spielminute leuchtete die Alarmleuchten bei den Eichenblättern endgültig tiefrot auf. Erneut brachte Theodor Ziegelhöffer den Puck vor das gegnerische Tor, und wieder kam Yehor Vinnytskyi als Erster an die Scheibe. Yehor brachte gerade so seine Kelle an den Puck, doch Marco Krojer schien nicht mit dem Tip-In zu rechnen und wurde durch die Hosenträger zum 4-3 überwunden. Nun begannen die Luchse endgültig damit, an die Wende zu glauben, und herzten ihren Torschützen. Yehor schraubte seine herausragende Scoringbilanz mit seinem zweiten Treffer des Abends auf neunzehn Saisontore für den MEK hoch und zeigte einmal mehr, dass man sich in größter Not auf seinen Torriecher verlassen kann.

Die letzten gut sechs Minuten wurden nun zu einem Kampfspiel zwischen den euphorisierten Landeshauptstädtern und den mehr und mehr ins Schwitzen kommenden Gastgebern. In der 57. Minute bekamen die Mannschaften etwas mehr Platz auf dem Eis, als Simon Klopstock und Tobias Fengler für jeweils zwei Minuten auf der Strafbank geschickt wurden. Die Luchse konnten noch den ein oder anderen Schuss in Richtung des gegnerischen Tores feuern, doch leider konnten sich die Münchner nicht mehr im Drittel der Gastgeber festsetzen. Die Aicher störten ihre Gegner tief in ihrem Drittel im Aufbau und schafften es dadurch, eine finale Druckphase der Luchse zu verhindern. Die letzte Chance des Spiels hatte Kapitän Alexander Killinger, doch auch sein Versuch konnte EVA-Goalie Krojer nicht mehr überwinden. Somit ging das knapp, aber verdient mit 4-3 an die Playoffmannschaft aus dem Norden Münchens.

Wieder knapp, doch wenig schmerzhaft – Respekt an die zehn Luchse!

Selbst mit einer voll besetzten Mannschaft wäre eine knappe Niederlage beim EV Aich alles andere als eine Schande gewesen, doch mit lediglich zehn Feldspielern grenzte die Leistung der Münchner beinahe an eine Sensation. Einen 4-0 Rückstand beim haushohen Favoriten beinahe aufzuholen, spricht Bände über die Qualität und die Kampfkraft, die im Kader der Landeshauptstädter schlummert. Leider fehlt den Luchsen in dieser Saison einfach zu oft das nötige Quäntchen Glück. Wieder konnten die Münchner mit einem Top-Team mithalten, und wieder endete das Spiel mit einer Niederlage mit einem Tor Unterschied. Obwohl die Mannschaft des MEK das überraschend gute Ergebnis der Vorsaison aktuell bestätigt, stellt sich angesichts der vielen knappen Niederlagen die Frage, was mit etwas mehr Fortune noch möglich gewesen wäre.

Theoretische Gedankenspielchen sollten die Leistung der Luchse jedoch nicht schmälern. Jens Berger sah sich 55 Schüssen auf sein Tor ausgesetzt und konnte die erdrückende Mehrheit entschärfen. Simon Klopstock zeigte in seinem ersten Abwehreinsatz beim MEK, weshalb ihm als Bayernliga-Verteidiger bei den Wanderers Germering Sprechchöre gewidmet wurden. Daniel Berthe und Amin Reisinger gingen angeschlagen gegen den Tabellenzweiten aufs Eis und gaben alles für ihre Mannschaft. Und im Sturm brillierten Theodor Ziegelhöffer sowie Yehor Vinnytskyi zusammen und sorgten mit ihren Treffern beinahe für ein Happy End. Eine Chance auf ein solches Ende haben die Münchner am kommenden Wochenende noch!

Ausblick

Am Samstag geht das Luchsrudel ein letztes Mal in einem Pflichtspiel der Saison 2022/23 aufs Eis. Der Gegner zum Hauptrundenabschluss ist, wie schon in den beiden vorhergehenden Spielzeiten, der ESV Dachau. Der Münchner EK hofft zum Derbykracher gegen die Spechte auf eine tolle Kulisse und starken Support von den Rängen!

Benjamin Dornow, 09. Februar 2023

Statistik

EV Aich – Münchner EK „Die Luchse“ 4-3 (2-0, 2-1, 0-2)

05. Februar 2023, 17:15 Uhr

Clariant Arena Moosburg

Zuschauer: 45

Aufstellungen:

EV Aich

Pfafferott, Krojer – C. Koller, Mustapha, Steiger, Weinberger, Fengler, Neumeier (A), Urzinger (C) – Lachner, A. Koller (A), Assig, Bichlmeier, Scheib, Herrmann

Münchner EK „Die Luchse“

Berger, Kumerics – Killinger (C), Langnickel, Axtner – Klopstock (A), Vinnytskyi, Ziegelhöffer (A), Berthe, Reisinger, Langer, Steer

Tore:

1-0 A. Koller (Herrmann, 10:05)

2-0 Lachner (A. Koller, Herrmann, 17:18)

3-0 Scheib (C. Koller, 35:19)

4-0 Steiger (A. Koller, Lachner, 35:57)

4-1 Ziegelhöffer (Axtner, 39:19)

4-2 Vinnytskyi (Ziegelhöffer, 47:33/SH1)

4-3 Vinnytskyi (Ziegelhöffer, 53:20)

Schüsse:

EV Aich: 55

Münchner EK „Die Luchse“: 24

Strafminuten:

EV Aich: 12

Münchner EK „Die Luchse“: 6

Bilder