Derbyniederlage in Dachau – Luchse gehen gegen die Spechte erneut leer aus
Auch im zweiten Derby der Saison geht die Mannschaft des Münchner EK leer aus. Der ESV Dachau konnte die Punkte mit einem 6-3 (2-2, 1-0, 3-1) Erfolg gegen die Luchse im eigenen Stadion behalten.
Luchse legen vor, Spechte ziehen nach
Kurz nach Anpfiff machten die Spechte erstmals klar, wie sie sich das Derby am Sonntagabend vorstellten. Simon Klopstock schickte einen Gastgeber mit einem harten, aber regelkonformen und entsprechend sehenswerten Open Ice Hit zu Boden. Daraufhin vergaß sein Gegenspieler wohl, welche Sportart auf der städtischen Kunsteisbahn betrieben wird. Der Dachauer Stürmer ging auf Simon los, riss ihm den Helm vom Kopf und schleuderte diesen quer über die Spielfläche. Dazu noch versuchte er, den helmlosen Münchner Stürmer auf die Eisfläche zu zerren. Unverständlicherweise wurde dieses grob unsportliche Verhalten lediglich mit einer handelsüblichen Zwei-Minuten-Strafe belegt.
Glücklicherweise ließen sich die Luchse von dem ersten Aufreger des Abends nicht aus der Bahn werfen. Ganz im Gegenteil, die Münchner nahmen die Situation sportlich und nutzten ihr erstes Überzahlspiel des Abends aus. Die Gäste ließen den Puck wie am Schnürchen durch die eigenen Reihen laufen, bis Kapitän Leon Axtner viel Zeit und Raum zum Schiessen hatte. Leon nahm Maß, zog ab und konnte ESV-Goalie Jannes Steurer auf der Stockhandseite überwinden. Das Tor musste bei Leon Erinnerungen an das erste Spiel gegen die Spechte wecken, denn dort sorgte er ebenfalls mit einem Mann mehr auf dem Eis für den ersten Treffer seiner Mannschaft.
Leider hielt die Freude über den Führungstreffer nicht all zu lange. Eine Minute nach dem 1-0 wurde Yehor Vinnytskyi auf die Strafbank geschickt, und die Gastgeber standen den Luchsen in Sachen Powerplay in nichts nach. Maximilian Kronschnabl feuerte einen Schuss auf MEK-Goalie Jan Kumerics ab, den der Münchner Goalie nur abprallen lassen konnte. Der Rebound landete bei ESV-Stürmer Alexander Götz, der direkt abzog und den Puck in den Maschen zappeln ließ. Wie gewonnen, so zerronnen.
Nun waren die Luchse wieder gefordert, und die Mannschaft von Markus Kiefl lieferte. Vor allem auf fremdem Eis ist das Münchner Powerplay mit einer Erfolgsquote von 22,45% mittlerweile eine Waffe. Als die Gäste in der achten Minute also erneut mit einem Mann mehr agieren konnten, setzte sich der Trend aus dem ersten Powerplay fort. Die Landeshauptstädter waren nicht vom Puck zu trennen und ließen ihn geduldig in den eigenen Reihen laufen, bis sie schließlich die optimale Schusssituation finden konnten. Diesmal war es Felix Klein, der vom linken Bullykreis aus freie Sicht- und Schussbahn auf das gegnerische Tor hatte. Der Neuluchs nahm Maß, zog ab und brachte den Puck zur erneuten Führung im Tor unter. Felix belohnte sich mit seinem zweiten Treffer des Monats für enorm starke Leistungen seit seiner Rückkehr aus dem Lazarett.
Die Spechte hatte auch auf den zweiten Rückstand des Spiels die richtige Antwort. Der frühere Bayernliga-Spieler Martin Dürr brachte in der zwölften Minute den Puck mit einem Schlenzer vom linken Bullykreis aus auf das Tor von Jan Kumerics. Hier zeigte sich einmal mehr, dass es sich manchmal lohnt, einfach zu schiessen. Die Scheibe rutschte Jan zwischen Arm und Oberkörper durch und kullerte zum 2-2 Ausgleich über die Linie.
Wenn sich die Luchse in diesem Drittel etwas vorwerfen lassen müssen, dann den enorm fahrlässigen Umgang mit ihren Chancen. Die Landeshauptstädter verzeichneten im ersten Abschnitt fast vier Mal so viele Schüsse wie ihre Gegner. Die größte Gelegenheit zum dritten Treffer des Abschnitts war jedoch eher ein Produkt des Zufalls. Der Münchner Kapitän setzte sich erneut in Überzahl gegen seine Gegenspieler durch, zog aus dem hohen Slot ab und traf einen Dachauer Verteidiger am Schienbein. Der Abpraller landete auf dem Schläger von Leon, der direkt abzog. Der Schuss aus nähester Nähe landete jedoch nicht im Tor, sondern an beiden Pfosten. So ging es mit einem für die Gäste nicht gerade zufriedenstellenden 2-2 Unentschieden in die erste Pause.
Luchse lassen nach, Spechte gehen voran
Im Mittelabschnitt verlagerte sich das Geschehen zunehmend in das Drittel der Luchse. Das im ersten Abschnitt noch unaufhaltbar wirkende Überzahlspiel geriet ins Stocken, eigens erspielte Chancen wurden immer seltener und die Spechte übten zunehmend Druck auf das Tor von Jan Kumerics aus. Mit jedem Abschluss auf sein Tor wurde der Münchner Goalie jedoch sicherer und ließ die Spechte ein ums andere Mal leer ausgehen. Die wohl größte Chance in dieser massiven Druckphase der Gastgeber hatte Tim Berndt auf dem Schläger. Ein Münchner Lapsus im gegnerischen Drittel verschaffte den Gastgebern einen Zwei-auf-Null-Konter und somit eine goldene Gelegenheit für ihre erste Führung des Abends. Zum Glück für die Luchse hatte Berndt sichtlich Probleme damit, den Puck zu verarbeiten. Der Dachauer Stürmer lief zunächst beinahe ins Abseits und verstolperte die Scheibe anschließend vor dem Abschluss.
Die vergebene Großchance wurde von den Landeshauptstädtern unglücklicherweise nicht als Warnschuss aufgefasst. Die Gastgeber blieben auch in den folgenden Minuten dominant und belohnten sich im der 32. Minute. Nachdem Alexander Götz im ersten Versuch noch aus nächster Nähe an Jan Kumerics scheiterte, stupste Rick Gebhardt den Puck per Nachschuss über die Torlinie. Die wohlverdiente Führung für die Gastgeber sorgte für ausgelassene Stimmung auf der gut besuchten Dachauer Eisbahn und für lange Gesichter auf der Bank der Luchse.
Doppelschlag bringt die Vorentscheidung
Wie schon im Hinspiel gegen die Spechte starteten die Luchse mit einem Rückstand in den letzten Abschnitt. Bevor die Münchner ihre Aufholjagd überhaupt starten konnten, erstickten die Gastgeber jegliche Comebackversuche unzeremoniell im Keim. Eine Minute nach Wiederanpfiff spielten die ESVler den Puck tief in das Drittel ihrer Gegner. Von der Bande prallte der Puck in Richtung Gästetor ab und blieb neben der Kufe von MEK-Goalie Jan Kumerics liegen. Ehe die Münchner Hintermannschaft die Scheibe lokalisieren konnte, war Jonas Rimann zur Stelle und drückte den Puck über die Linie. Ein Gegentor zum Vergessen.
Für die Münchner ging es nun vom Regen in die Traufe. Eine gute Minute nach dem 4-2 für die Gastgeber fuhr Jonas Rimann ungestört in das Münchner Drittel und zog aus dem hohen Slot ab. Der millimetergenau gezielte Handgelenkschuss schlug wie ein Laser hinter dem chancenlosen Jan Kumerics ein und ließ eine erfolgreiche Aufholjagd immer unwahrscheinlicher erscheinen.
Coach Markus Kiefl reagiere auf die denkbar ungünstige Anfangsphase seiner Schützlinge und nahm eine Auszeit. Nach der kurzen Ansprache ihres Coaches fingen sich die Münchner und kamen wieder selbst zu gefährlichan Abschlüssen. Wenn allerdings selbst aus bestens herausgespielte Gelegenheiten einfach keine Tore werden wollen, wird das Prinzip Brechstange benötigt. Dies dachte sich wohl auch der MEK-Dauerbrenner Andreas Steer, als er in der 53. Minute einen Alleingang auf das gegnerische Tor fuhr und sich beim Abschluss für die Option Schlagschuss entschied. Andy feuerte die Scheibe aus kürzester Distanz auf Jannes Steurer. Der Puck rutschte dem jungen Dachauer Goalie zwischen Arm und Oberkörper durch und kullerte zum 5-3 Anschlusstreffer über die Torlinie. Ging hier vielleicht doch noch etwas für die Luchse?
Beinahe hätte die unwahrscheinliche Aufholjagd der Münchner noch Aussicht auf Erfolg gehabt. Wenige Minuten nach dem dritten Treffer der Luchse rollte der Puck erneut über die Linie. Felix Klein scheiterte bei einer Direktabnahme zunächst an Steurer, bugsierte das Spielgerät jedoch im zweiten Versuch in die Maschen. Die Luchse jubelten, allerdings zu früh. Die Schiedsrichter erkannten das Tor aufgrund von Torhüterbehinderung nicht an. Noch schwieriger wurde es für die Münchner in der 56. Minute. Nach einem rustikalen Open-Ice-Hit von Jannik Pinder ging ein ESV-Spieler sichtlich benommen zu Boden. Für Jannik war der Abend mit einer Spieldauer-Disziplinarstrafe beendet, und obwohl sich die Münchner selbst in Unterzahl noch Chancen erspielen konnten, konnten sie keinen weiteren Treffer mehr bejubeln. Martin Dürr setzte kurz vor Abpfiff mit einem beinahe noch von Leon Axtner vereitelten Empty-Net-Goal den Deckel drauf und feierte den Sieg mit weit ausgestreckten Armen.
Gegentore besiegeln Derbyniederlage
Die letzten beiden Derbyniederlagen nach regulärer Spielzeit in Dachau haben eines gemein – die Luchse haben zu viele Tore kassiert. Im Dezember 2021 fingen sich die Landeshauptstädter sieben Gegentreffer in Dachau, und am vergangenen Sonntag schlug der Puck sechs Mal im MEK-Tor ein. In der Offensive konnten die Münchner nicht an ihre effizienten Leistungen der Vorwochen anschließen. Besonders im ersten Drittel hatten die Gäste goldene Gelegenheiten, sich eine komfortable Führung zu erspielen. Während die Luchse ihre Gelegenheiten zu oft liegen ließen, präsentierten sich die Spechte effizient und schlugen ihrerseits eiskalt zu.
Trotz der Niederlage stießen bei den Luchsen wie schon seit Wochen Leon Axtner und Felix Klein hervor. Außerdem zeigte Simon Klopstock in seinem letzten Saisonspiel eine wie immer beherzte Leistung, konnte sich jedoch nicht mit einem Treffer belohnen. Wir wünschen Simon nun viel Erfolg bei seinen anstehenden Herausforderungen außerhalb der Eisfläche!
Ausblick
In den letzten vier Saisonspielen geht es für die Mannschaft des Münchner EK nun darum, die Spielzeit mit Erfolgserlebnissen abzuschließen. Die erste Gelegenheit hierzu erhalten die Luchse am kommenden Freitag bei einem Heimspiel gegen den ESV Gebensbach.
Benjamin Dornow, 01. Februar 2024
Statistik
ESV Dachau Woodpeckers – Münchner EK „Die Luchse“ 6-3 (2-2, 1-0, 3-1)
28. Januar 2024, 19:30 Uhr
Städtische Kunsteisbahn Dachau
Zuschauer: 70
Aufstellungen:
ESV Dachau Woodpeckers
J. Steurer – Dropmann (A), Erber, Mohr, Christian (A), Klatt – Braun (C), Dürr, Markthaler, Kronschnabl, Götz, Schlickenrieder, Fleißner, Gebhardt, Berndt, M. Steurer, Rimann
Münchner EK „Die Luchse“
Kumerics, Berger – von Friderici, van gen Hassend, Killinger (A), Hnat, Axtner (C), Paramonov – Klopstock, Steinmetz, Vinnytskyi, Ziegelhöffer, Deutzmann (A), Pinder, Klein, Erpenbach, Valyshkin, Steer, Barth
Tore:
0-1 Axtner (Deutzmann, Erpenbach, 4:04/PP1)
1-1 Götz (Kronschnabl, 5:28/PP1)
1-2 Klein (Axtner, Deutzmann, 9:02/PP1)
2-2 Dürr (Gebhardt, 11:18)
3-2 Gebhardt (Christian, Dürr, 31:40)
4-2 Rimann (kein Assist, 41:04)
5-2 Christian (Braun, 42:16)
5-3 Steer (Pinder, 52:42)
6-3 Dürr (Braun, 59:29/ENG)
Schüsse:
ESV Dachau Woodpeckers: 30
Münchner EK „Die Luchse“: 36
Strafminuten:
ESV Dachau Woodpeckers: 22
Münchner EK „Die Luchse“: 13+20