Minikader schlägt sich beim Ligafavoriten beachtlich – Luchse halten bei Niederlage in Ravensburg gut mit

Die Münchner Luchse konnten einen gelungenen Start in die Vorbereitung hinlegen. Mit nur zehn Feldspielern boten die Landeshauptstädter dem Aufstiegskandidaten aus Ravensburg trotz einer 8-3 Niederlage lange die Stirn und konnten nach sechzig harten Minuten mit erhobenem Haupt vom Eis gehen.

Schneller Start vor starker Kulisse

Drehte man im Vorfeld der Begegnung eine Runde um die Ravensburger CHG-Arena, hätte man alles andere als ein Testspiel zwischen zwei Bezirksliga-Mannschaften vermutet. Auf dem Parkplatz wurden ankommende Autos von einem Banner mit der Aufschrift „Zu Gast bei Freunden! MEK X EVR“ begrüßt, und nur wenige Meter entfernt konnte man Fans beider Vereine antreffen. Beste Voraussetzungen also für einen geselligen Abend abseits des Eises.

Sportlich drohte das Spiel schon zur Abfahrt am Münchner Weststadion in Richtung Klatsche abzudriften. Einige Luchse mussten verletzungsbedingt aussetzen, und vom spielfähigen Rest musste ein weiteres halbes Dutzend aufgrund von Corona-Infektionen passen. Gerade einmal zehn Fehlspieler und ein Torhüter traten die Reise nach Baden-Württemberg an. Keine optimalen Voraussetzungen also für die Gäste.

Auf dem Eis ließen sich die Luchse davon jedoch wenig anmerken. Zumindest die erste Sturmreihe der Luchse blieb von Ausfällen verschont und sorgte schon vor Ablauf der ersten sechzig Sekunden für Jubel auf der kurzen Münchner Bank. Simon Klopstock sah seinen freistehenden Sturmpartner Marius Schorr, und wie so oft in den letzten Spielen der Vorsaison drückte Marius die Scheibe aus nächster Nähe über die Linie. Nach einer halben Minute lag der Außenseiter in Führung.

Nach den ersten Wechseln zeichnete sich jedoch schnell ab, wie der restliche Abend laufen sollte. Die Gastgeber schüttelten das frühe Gegentor schnell ab und ließen ihre Klasse erstmals aufblitzen. Die ersten Versuche konnte MEK-Goalie Jens Berger noch entschärfen, doch mit zunehmender Spielzeit wurden die Angriffe des EVR nur intensiver. Nach zehn Minuten musste der Münchner Schlussmann erstmals hinter sich greifen, als Steffen Hirsch einen schnellen Gegenangriff erfolgreich abschloss und den Gleichstand wiederherstellte.

Beinahe hätten die Luchse das Unentschieden in die Drittelpause mitnehmen können, doch gut eine Minute vorm Pausentee stellten die Gastgeber auf 2-1. Eine Bankstrafe verschaffte den Oberschwaben ihr zweites Überzahlspiel des Abends. Mit einem Mann mehr hagelte es einen Schuss nach dem anderen auf das Tor von Jens Berger. Der Luchse-Goalie konnte im Verbund mit seiner Hintermannschaft die gefährlichsten Chancen entschärfen, doch dafür landete eine eher verunglückte Scheibe im Tor. Ludwig Valenti spielte einen normalen Pass vor der Münchner Tor, der jedoch von zwei Münchner Schlittschuhen abgefälscht wurde und so seinen Weg hinter die Linie fand. Statt mit einem Gleichstand gingen die Luchse nun mit einem Tor Rückstand in die Kabine.

Favorit nimmt Fahrt auf

Trotz bester Vorsätze seitens der Münchner gehörte der zweite Abschnitt komplett den Gastgebern. Die kurze Bank machte sich früh bemerkbar, denn während Ravensburg mit viel Elan aus der Kabine kam, liefen die Gäste von nun an hinterher. Nur dreißig Sekunden nach Wiederanpfiff schlug diesmal der EVR in Person von Kapitän Johann Katjuschenko schnell zu und erhöhte auf 3-1. Wenige Minuten später durften die Luchse in Überzahl agieren, doch in dieser Disziplin wollte am gestrigen Abend recht wenig gelingen. Die Gastgeber hingegen konnten auch mit einem Mann weniger auf dem Eis jubeln. Ein Befreiungs-Schlagschuss von Fabian Herzog sprang vor Jens Berger maximal ungünstig auf und rutschte am ansonsten sehr stark parierenden Schlussmann vorbei ins Tor.

Wie das Überzahlspiel geht, demonstrierten die Puzzlestädter zur Mitte des zweiten Drittels. Während die Luchse nur hinterherlaufen konnten, spielten die Gastgeber ihr Powerplay gut aus. Schließlich war es Anton Bibischew, der mit einem zielgenauen Schlenzer vom hinteren Ende des Bullykreises auf 5-1 stellte. Der Meisterschaftsfavorit war nun warmgelaufen und demonstrierte sein Können. Nur dreißig Sekunden nach dem fünften Treffer ging David Mathis mit einem unwiderstehlichen Solo durch die Münchner Hintermannschaft und verlud Jens Berger zum 6-1.

Nach ihrem sechsten Treffer drückten die Gastgeber zwar weiter, doch nun konnten die Luchse zwischendurch den ein oder anderen Entlastungsangriff fahren. Zunächst hatte Marius Schorr drei Mal innerhalb weniger Sekunden die Chance, seinen zweiten Treffer des Abends zu erzielen. Der bisher einzige Münchner Torschütze hatte jedoch eine äußerst lange Shift hinter sich und konnte Florian Kreft im Ravensburger Tor nicht mehr verladen. Anschließend lief Simon Klopstock, der ein erwartungsgemäß starkes Spiel ablieferte, alleine auf Kreft zu. Doch auch der letztjährige Topscorer konnte die Scheibe nicht im Tor unterbringen. Da den Gastgebern auch kein weiterer Treffer gelingen sollte, ging es mit einem Zwischenstand von 6-1 in die zweite Pause.

Guter Abschluss trotz schwerer Beine

Nach zwei Dritteln gegen einen starken Gegner mit zwanzig Minuten Eiszeit pro Person mussten die Luchse in Sachen Energie nun die Notreserven anzapfen. Die Oberschwaben hingegen spielten vor der lautstarken Kulisse von etwa 50 MEK- und EVR-Fans im gemeinsamen Fanblock weiter munter auf. Gut drei Minuten nach Wiederanpfiff erhöhte der EVR auf 7-1. Alex Katjuschenko scheiterte noch an Jens Berger, doch David Mathis staubte vorm Münchner Tor ab. Für seinen zweiten Treffer des Abends ließ sich der Doppeltorschütze frenetisch vor der Münchner Bank feiern.

Raphael Cera fand wenig Gefallen daran und betrieb nahezu im Alleingang noch etwas Ergebniskosmetik. Vier Minuten nach dem 7-1 machte sich Neu-Luchs Thomas Schottenhaml in seinem ersten Spiel für seinen neuen Verein gleich nützlich, indem er den Puck eroberte und ihn an Simon Langnickel weiterleitete. Der Münchner Abwehrturm fand Raphi mit einem guten Pass, und der Münchner Wirbelwind brachte den Puck zum Anschlusstreffer im Ravensburger Tor unter.

Fünf Minuten vor Abpfiff war es wieder der Luchs mit der Rückennummer 16, der einen großen Teil zum nächsten Münchner Treffer beitragen konnte. Im Alleingang ließ Raphi mehrere Ravensburger Verteidiger wie Slalomstangen stehen und brachte den Puck aufs Tor. Goalie Kraft konnte diesen Versuch zwar abwehren, allerdings lag der Puck nun frei im Torraum. Amin Reisinger reagierte am schnellsten und krönte seine starke Leistung mit seinem ersten Tor im Trikot des Münchner EK.

Das 7-3 wäre ein den Umständen entsprechend sehr willkommenes Ergebnis für den kleinen Münchner Kader gewesen, doch ein letztes Mal musste Jens Berger noch hinter sich greifen. In der Schlussminute spielten die Gastgeber mit der völlig entkräfteten Münchner Hintermannschaft Katz und Maus, ehe Johann Katjuschenko eine lange Passstafette mit seinem zweiten Treffer des Abends abschloss. Das 8-3 für den EV Ravensburg hielt die letzten Sekunden bis zum Abpfiff Bestand.

Solide Vorstellung auf dem Eis, Fanfestspiele auf den Rängen

Trotz einer Niederlage mit fünf Toren Rückstand sollten die Luchse nicht zu hart mit sich ins Gericht gehen. Das Saisonziel des EV Ravensburg lautet Aufstieg in die Landesliga, und eher kurz- als mittelfristig soll es für die Oberschwaben weiter nach oben in die Bayernliga gehen. Mit einer Overtime-Niederlage gegen den Bayernligisten Ulm und einem Sieg gegen den Landesligisten aus Burgau setzte der EVR zwei massive Duftmarken. Die Münchner konnten zwei Drittel lang gut mit dem Topfavoriten auf den Aufstieg mithalten, und das mit nur zehn Feldspielern. Das ist aller Achtung wert. Besonders stach Jens Berger heraus, der immerhin 50 Schüsse auf sein Tor abwehren konnte. Außerdem zeigte Thomas Schottenhaml ein vielversprechendes Debüt für seine neue Mannschaft.

Neben der Performance auf dem Eis gab es auch neben dem Spielfeld etwas zu sehen und zu hören. Die Fanszenen beider Vereine standen gemeinsam in einem Block und feierten sechzig Minuten lang lautstark beide Mannschaften. Nach Abpfiff gab es noch einen gemeinsamen Abschied der Spieler von ihren Anhängern. Wir sagen Danke für ein friedliches Eishockeyfest auf den Rängen und für die großartige Atmosphäre während des ganzen Abends!

Ausblick

Anstatt schon morgen in Richtung Bayrischer Wald zum Testspiel gegen den ERC Regen zu fahren, werden die Luchse bis zum Trainingslager am kommenden Wochenende ruhen. Aufgrund einer Vielzahl an Corona-Infektionen und Verletzungen bringen die Münchner am Sonntag keinen spielfähigen Kader zusammen. Das Testspiel soll zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden. Sollte man sich auf einen Termin einigen können, werden wir euch informieren!

Benjamin Dornow, 01. Oktober 2022

Statistik

EV Ravensburg – Münchner EK „Die Luchse“ 8-3 (2-1, 4-0, 2-2)

30. September 2022, 20:00 Uhr

CHG-Arena Ravensburg

Zuschauer: k.A.

Aufstellungen:

EV Ravensburg

Kreft – Schönauer, Valenti, Prätz, Bibischew – Gutekunst, A. Kirsch, P. Heckenberger, A. Katjuschenko (A), J. Katjuschenko (C), Herzog, S. Heckenberger (A), Schulz, Mathis, Eisenbarth, S. Kirsch, Bergs, Oks

Münchner EK „Die Luchse“

Berger – Hnat, Langnickel (A), Schafroth, Axtner – Schottenhaml, Listl, Cera (A), Schorr, Reisinger, Klopstock (C)

Tore:

0-1 Schorr (Klopstock, 0:32)

1-1 S. Kirsch (S. Heckenberger, 10:43)

2-1 Valenti (Schönauer, 18:58/PP1)

3-1 J. Katjuschenko (S. Kirsch, 20:36)

4-1 Herzog (kein Assist, 24:15/SH1)

5-1 Bibischew (kein Assist, 29:27/PP1)

6-1 Mathis (Bibischew, 29:58)

7-1 Mathis (A. Katjuschenko, 43:25)

7-2 Cera (Langnickel, Schottenhaml, 47:43)

7-3 Reisinger (Cera, 55:13)

8-3 J. Katjuschenko (S. Kirsch, Gutekunst, 59:23)

Schüsse:

EV Ravensburg: 57

Münchner EK „Die Luchse“: 18

Strafminuten:

EV Ravensburg: 20

Münchner EK „Die Luchse“: 12

Bilder