Minikader verliert knapp nach Penaltyschiessen – Luchse erkämpfen sich einen Punkt in Dachau
Nach sechzig Minuten auf der Dachauer Eisbahn stand dank des Spielstandes von 3-3 eines schon mal fest – die Luchse punkten endlich wieder! Im anschließenden Penaltyschiessen hatten die Gastgeber jedoch das bessere Ende für sich. Am Ende unterlagen die Landeshauptstädtern den Spechten aus Dachau mit 4-3 nach Penaltyschiessen, doch konnten sich angesichts der Umstände über den hart erarbeiteten Punkt freuen.
Guter Start dank unerwarteter Offensivakteure
Kurz vor den Feiertagen grassiert neben der Vorfreude auf Weihnachten noch etwas in der Republik, nämlich eine massive Erkältungswelle. Auch die Luchse konnten sich dieser nicht entziehen. Lediglich zwölf Feldspieler fanden sich zum Treffpunkt am Weststadion ein, darunter die ein oder andere Wunderheilung über Nacht. Die Münchner mussten neben ihren aktuell verletzten Spielern nun auch noch krankheitsbedingt auf Stammspieler wie Leon Axtner, Christian Steinmetz oder Andreas Steer verzichten. Andererseits feierte Theodor Ziegelhöffer nach einer dreiwöchigen Absenz sein Comeback.
Die Personalsituation sah bei den Spechten allerdings auch nicht viel besser aus. Genau wie die Luchse traten auch sie mit zwölf Feldspielern an. Während bei den Gastgebern nur drei gelernte Verteidiger aufs Eis gingen, mussten die Gäste einige Verteidiger kurzfristig zu Stürmern umfunktionieren. Worauf sich die Landeshauptstädter dafür verlassen konnten, war die Unterstützung von der Tribüne. Von den siebzig Zuschauern auf der Eisbahn feuerten gut vierzig den MEK an und sorgten für beste Stimmung auf den Rängen.
Der bessere Start ging bei der Begegnung zweier zusammengeschusterter letzter Aufgebote an die Luchse. In der dritten Minute feuerte Alex van gen Hassend einen Schuss auf das Tor von Marcel Schrader. Der Dachauer Goalie konnte die Scheibe nicht sichern, und nach einem ersten Nachschussversuch von Aushilfsstürmer Martin Schafroth war es schließlich Simon Klopstock, der den Puck endlich über die Linie drücken konnte. Nach zwei Spielen ohne Punkt war die Durststrecke vom Münchner Sturmleader durchbrochen- vielleicht ein gutes Omen für den weiteren Verlauf des Abends?
Nach der frühen Führung für den MEK antworteten die Gastgeber jedoch sehr schnell. Wie in einigen der letzten Spiele waren es die Special Teams, die den Unterschied machten, oder in diesem Fall den Unterschied egalisierten. Zwei in kurzem Abstand ausgesprochene Strafen verschafften den Spechten eine doppelte Überzahl. Die Gäste verteidigten mit Mann und Maus, und Goalie Jan Kumerics konnte sich mehrfach auszeichnen. Gerade als die erste der beiden Strafen abgelaufen war, schlugen die Gastgeber allerdings zu. Patrick Schlickenrieder zimmerte einen Puck auf das Münchner Tor, den Jan Kumerics mit seinem Schoner abwehren konnte – leider jedoch direkt auf den Schläger von Maximilian Braun. Der Sturmspecht nutzte die zweite Chance für seine Mannschaft und brachte den Puck zum 1-1 über die Linie. Alles wieder auf Anfang.
Waren auf beiden Seiten allerdings fünf Mann auf dem Eis, kippte das Spiel wieder in Richtung der Landeshauptstädter. Die Münchner generierten zwar nicht sonderlich viele Abschlüsse, doch wenn sie vor das gegnerische Tor kamen, wurde es schnell gefährlich. Folgerichtig erarbeiteten sie sich noch vor der ersten Pause die Führung zurück. Nach einem Doppelpass mit Amin Reisinger konnte Martin Schafroth recht unbedrängt ins gegnerische Drittel fahren. Dort angekommen, setzte der Verteidiger aus dem Allgäu zu seiner Spezialität an – der Handgelenkschuss aus dem hohen Slot. Marcel Schrader konnte nur chancenlos zusehen, wie der Puck an ihm vorbeizischte und hoch im Tor einschlug. Der 1-2 Führungstreffer war nicht nur Martins erstes Saisontor, sondern der erste Treffer überhaupt im Trikot des Münchner EK für den eher selten zu Offensivausbrüchen neigenden Verteidiger. Die Hoffnung, dass Schaffi nach diesem Erfolgserlebnis etwas häufiger den Abschluss sucht, stirbt allerdings zuletzt!
Ungenutzte Chancen bringen Gastgeber ins Spiel
Trainer Tobias Knallinger zeigte sich in der ersten Drittelpause zufrieden mit der Leistung seiner Mannschaft. Eines sollten sich die Luchse jedoch öfters trauen, nämlich auf das Tor der Spechte zu schießen. Dazu sollten die Münchner zu Beginn des zweiten Drittels jedoch einige Gelegenheiten bekommen. Nachdem im ersten Drittel ausschließlich Luchse den Weg auf die Strafbank fanden, waren es nun die Spechte, die sich nur noch mit unerlaubten Mitteln wehren konnten. In den daraus folgenden Überzahlspielen schnürten die Gäste ihre Gegner im eigenen Drittel ein und suchten häufig den Abschluss. Allen voran Theodor Ziegelhöffer und Dmitrii Paramonov hatten sich wohl viel vorgenommen und waren wahre Aktivposten im Münchner Powerplay. Die Gastgeber konnten sich in dieser Phase des Spiels jedoch auf einen starken Torhüter und das notwendige Puckglück verlassen, denn trotz bester Chancen wollte die Scheibe nicht über die Linie gehen.
Auch nach dem Ende der fast durchgehenden Überzahlspiele hatten die Münchner noch gute Gelegenheiten. Yehor Vinnytskyi spielte sich wieder und wieder durch die Hintermannschaft der Gastgeber, doch am Ende war es stets ein Haken zu viel oder ein guter Reflex des gegnerischen Goalies, der den ukrainischen Goalgetter vorerst an einem weiteren Treffer hindern sollte.
Gerade als sich das Spiel auf ein etwas ruhigeres Niveau eingependelt hatte, wurden die Luchse auf dem falschen Fuß erwischt. Jan Kumerics entschärfte einen Torschuss des ESV, konnte den Puck jedoch nicht lokalisieren. Auch seine Mitspieler wurden nicht fündig, doch leider entdeckte Jonas Rimann die Hartgummischeibe, die auf dem Schoner des Luchsegoalies lag. Rimann setzte beherzt nach und konnte den Puck etwas grob, aber regelkonform über die Linie bugsieren. Statt in Überzahl davonzuziehen, ging es für die Münchner nach vierzig Minuten nun mit einem Unentschieden in die Kabine – eine verpasste Gelegenheit.
Luchse trotzen Pfiffen und Verletzung
Nun müssten die Luchse im letzten Drittel wieder aufdrehen und Tempo machen, würden sie ihre aktuelle Negativserie durchbrechen wollen. Auch diese Anweisung von ihrem Trainer nahmen sich die Münchner zu Herzen, doch diesmal hatte das erhöhte Level an Einsatz und Kampf eine unangenehme Nebenwirkung. Die Luchse nahmen wieder dauerhaft auf der Strafbank Platz. Insgesamt acht Mal durften die Spechte Überzahl spielen, und fünf dieser Powerplays spielten sich im letzten Abschnitt ab. Dementsprechend dauerte es nicht lang, ehe die Gastgeber erneut zuschlugen. Wieder konnten die Münchner eine Drei-Gegen-Fünf-Unterzahl überstehen, und wieder sollte es nach Ablauf der ersten Strafe doch noch im Münchner Gehäuse klingeln. Wie beim ersten Überzahltor feuerte Patrick Schlickenrieder einen satten Strahl auf das Tor von Jan Kumerics, doch diesmal war Jan schon beim ersten Versuch machtlos. Die Scheibe schlug im Münchner Tor ein, und erstmals an diesem Abend lagen die Spechte in Führung. Denkbar ungünstiges Timing.
Nun waren die Luchse noch mehr gefordert, doch zum Glück haben sie seit diesem Jahr einen Mann im Kader, auf den in diesen Situationen Verlass ist. Yehor VInnytskyi hatte zu diesem Zeitpunkt seit über fünf Dritteln kein Tor mehr erzielt. Jeder Luchs weiß mittlerweile, dass eine solche Serie des Münchner Goalgetters eher bald als später enden würde. In der 48. Minute war es schließlich soweit. Yehor tankte sich auf Zuspiel von Neu-Luchse Dmitrii Paramonov durch die gegnerische Hintermannschaft und blieb beim Abschluss in gewohnter Manier eiskalt. Mit noch gut zehn Minuten auf der Uhr herrschte auf der Dachauer Eisbahn wieder Gleichstand. Ein vertrautes Ergebnis bei Gastspielen der Münchner im Nachbarlandkreis.
Nach dem Ausgleichstreffer entwickelte sich die Schlussphase zu einem wahren Krimi. Beide Mannschaften hatten gute Gelegenheiten, das Spiel für sich zu entscheiden. Die Luchse schafften es weiterhin nicht, Strafen zu vermeiden, und mussten noch zwei Unterzahlspiele überstehen, ehe sich ihnen selbst eine goldene Gelegenheit bot. Amin Reisinger erhielt einen recht rücksichtslosen Kniecheck, blieb auf dem Eis liegen und musste sofort in die Kabine gebracht werden. Der Übeltäter auf Dachauer Seite wurde für fünf Minuten auf die Strafbank geschickt, sodass die Gäste den Rest des Spiels in Überzahl agieren würden. Leider mussten die Münchner hier ihrer kurzen Bank Tribut zollen, denn nach den vielen Unterzahlspielen waren sie sichtbar platt. Alex van gen Hassend hatte per Direktabnahme nach einem perfekten Querpass die letzte Großchance des Spiels, doch Marcel Schrader konnte die vermutliche Entscheidung mit einem sehenswerten Save gerade noch so verhindern.
Im darauffolgenden Penaltyschiessen scheiterten die ersten beiden Schützen, ehe Martin Dürr den ersten Stich setzte. Bitter für Jan Kumerics, denn der Münchner Goalie hatte das richtige Eck geahnt und war mit dem Stock noch am Puck. Die Luchse hatten noch zwei Chancen, doch sowohl Yehor Vinnytskyi als auch Dmitrii Paramonov scheiterten mit ihren Versuchen. Somit blieb der Zusatzpunkt zwar in Dachau, doch immerhin mussten die Münchner die Heimreise nicht mit ganz leeren Händen antreten.
Minikader mit viel Herz durchbricht Krise
Die Luchse hatten sich für das Spiel in Dachau viel vorgenommen, und berücksichtigt man die Umstände, haben sie definitiv geliefert. Mit zwölf Feldspielern, einige davon angeschlagen, und Temperaturen deutlich unter dem Gefrierpunkt war es im offenen Dachauer Eisstadion alles andere als einfach, den Gastgebern Einhalt zu gebieten. Genau das ist den Münchnern jedoch gelungen, und mit etwas mehr Puckglück hätte durchaus der ein oder andere Punkt mehr herausspringen können. Besonders die im Sturm aufgestellten Verteidiger Martin Schafroth, Mario Schmidt und Dominik Hnat schlugen sich mehr als wacker in ihren neuen Rollen, und Jan Kumerics sicherte seiner Mannschaft mit 43 Saves den ersten Punktgewinn seit vier Wochen. Außerdem bedanken wir uns bei den mitgereisten Fans für die fantastische Stimmung und den durchgehend lautstarken Support. Mit Leistungen wie diesen wird es nicht mehr lange dauern, ehe die Luchse wieder in die Erfolgsspur finden!
Ausblick
Die Luchse greifen erst im neuen Jahr wieder in das Bezirksliga-Geschehen ein. Erst am 7. Januar schlüpfen die Landeshauptstädter wieder in ihre Trikots. An diesem Tag beginnt um 17:00 Uhr die zweite Saisonhälfte mit dem Rückspiel beim EC Pfaffenhofen 1b. Wir wünschen all unseren Spielern, Helfern, Fans, Freunden und Unterstützern schöne Feiertage und hoffen, euch zum Rückrundenstart in Pfaffenhofen wieder begrüßen zu können!
Benjamin Dornow, 20. Dezember 2022
Statistik
ESV Dachau Woodpeckers – Münchner EK „Die Luchse“ 4-3 (1-2, 1-0, 1-1, 1-0) SO
17. Dezember 2022, 19:30 Uhr
Städtische Kunsteisbahn Dachau
Zuschauer: 70
Aufstellungen:
ESV Dachau Woodpeckers
Schrader, J. Steurer – Speth (C), Karl (A), Klatt – Braun (A), Dürr, Marthaler, Kronschnabl, Götz, Schlickenrieder, Fleißner, M. Steurer, Rimann
Münchner EK „Die Luchse“
Kumerics, Kaut – van gen Hassend, Killinger (C), Langnickel, Schafroth, Schmidt, Hnat, Paramonov – Schorr, Reisinger (A), Ziegelhöffer, Klopstock (A), Vinnytskyi
Tore:
0-1 Klopstock (Schafroth, van gen Hassend, 2:43)
1-1 Braun (Schlickenrieder, Dürr, 8:43/PP1)
1-2 Schafroth (Reisinger, 14:37)
2-2 Rimann (kein Assist, 36:27)
3-2 Schlickenrieder (Speth, Braun, 42:45/PP1)
3-3 Vinnytskyi (Paramonov, Schmidt, 47:17)
4-3 Dürr (60:00/Penaltyschiessen)
Schüsse:
ESV Dachau Woodpeckers: 46
Münchner EK „Die Luchse“: 30
Strafminuten:
ESV Dachau Woodpeckers: 21
Münchner EK „Die Luchse“: 24