Zu spät aufgebäumt – Münchner Rumpfkader gehen in Schongau die Kräfte aus
Wieder nur zwölf Feldspieler, ein schweres Spiel vom Vortag in den Knochen und ein verschlafenes zweites Drittel – am Sonntagabend wäre ein weiterer Punktgewinn für die Münchner Luchse zwar durchaus drin gewesen, doch Erschöpfung und ein Drittel, in dem gar nichts zusammenging, ließen einen Sieg in weite Ferne rücken. Die Luchse zogen bei der EA Schongau 1b mit einer 6-4 (2-1, 3-0, 1-3) Niederlage am Ende den Kürzeren.
Gut gestartet, schnell nachgelassen
Größtenteils trat dieselbe Mannschaft, die am Vortag einen Punkt in Mittenwald errungen hatte, auch in Schongau an. Selbstverständlich mussten die Luchse nach seiner Verletzung auf Andreas Steer verzichten. Dafür stieß Simon Langnickel am Sonntag zum Team hinzu, sodass die Münchner wenigstens nicht mit noch weniger Spielern als am Vortag auflaufen mussten.
In der Anfangsphase ließen sich die Luchse kaum anmerken, dass sie keine 24 Stunden zuvor ein hartes Spiel absolviert hatten. Die Münchner starteten mit viel Energie in die Begegnung, erarbeiteten sich die ersten Chancen des Nachmittags und belohnten sich früh. Keine drei Minuten waren gespielt, als Sascha Günzel mit Speed ins Drittel der Gastgeber fuhr und den Schongauer Torhüter Jan Richter auf der Fanghandseite überwinden konnte. Laut Spielberichtsbogen wurde das Tor zwar Sturmkollegen Nils Nagl zugeschrieben, doch seis drum, die Luchse lagen früh in Führung.
Die Gäste hätten in der Anfangsphase auch gut und gerne höher führen können, gaben die Zügel nach überlegenen ersten fünf Minuten allerdings etwas aus der Hand. Der Schongauer Ausgleich kam dennoch etwas aus dem Nichts. Zehn Minuten waren gespielt, als Markus Waldvogel in Richtung Münchner Drittel kurvte und kurz nach dem Überqueren der blauen Linie einen Sonntagsschuss losließ. Jens Berger war auf der Fanghandseite geschlagen und die Gastgeber stellten nach zehn Minuten den Ausgleich wieder her.
Nun übernahmen die Schongauer mehr und mehr das Geschehen auf dem Eis. Die Luchse blieben zu passiv und ließen mehr und mehr gefährliche Chancen für die Gastgeber zu. So dauerte es keine drei Minuten, bis der nächste Gegentreffer fiel. In einem zwei auf eins-Konter brachte zunächst Johannes Schierghofer die Scheibe aufs Tor, und Willy Knebel staubte im zweiten Versuch ab. Schade für die Luchse, die sich nach einem eigentlich guten Start nun doch im Rückstand befanden. Der erste Abschnitt blieb ansonsten arm an spielerischen Höhepunkten, sodass es mit einer 2-1 Führung für die Heimmannschaft in die Kabinen ging.
Ein Drittel zum Vergessen
Eigentlich hatten sich die Münchner vorgenommen, sich im zweiten Drittel zu fangen, und wieder in die Begegnung zu finden. Ein Blitzstart der Schongauer erschwerte dieses Vorhaben massiv. Zwei Minuten nach Wiederanpfiff erhöhte erneut Knebel für die Mammuts-Reserve auf 3-1. Die Luchse ließen die Köpfe etwas hängen, und die erfahrenen Gastgeber nutzten diese schwache Phase knallhart aus. In der 24. Minute war es Marco Socher, der auf 4-1 erhöhte. Jens Berger im Luchsetor war machtlos bei den Gegentoren und hätte sich eigentlich bei seiner Abwehr beschweren können, die ihn bis dahin zu oft nicht ausreichend unterstützte. Dennoch zog Coach Tobi Knallinger nach dem vierten Gegentreffer die Reißleine und schickte Jan Kumerics für Jens zwischen das Gestänge.
Gefangen hatten sich die Luchse immer noch nicht. Jan wurde gleich nach seiner Einwechslung mehrmals geprüft, der seine gute Form vom Vortag mit ein paar frühen Saves bestätigen konnte. Zu viele Chancen durfte man den Mammuts an diesem Tag jedoch nicht geben, und in doppelter Überzahl nutzten die Gastgeber eine ihrer Gelegenheiten. Nach einem Bullygewinn im Münchner Drittel leiteten die Schongauer den Puck sofort zum an der blauen Linie wartenden Kapitän Michael Wandschura weiter, der den Puck mit einem knallharten Schlagschuss in die Maschen peitschte. Mit fünf Gegentoren nach gut dreißig Minuten drohte die Begegnung für die Münchner aus dem Ruder zu laufen.
Tobi Knallinger zog seine Auszeit, um seinen Jungs nochmal klarzumachen, dass sie gerade in eine üble Klatsche hineinlaufen. Die Luchse rissen sich für den Rest des Drittels nochmal zusammen und überstanden die verbleibende Zeit bis zur Pause ohne weitere Gegentreffer, schaffte dafür aber auch kein eigenes Tor mehr. Fünf Gegentore nach der frühen Führung, das tat weh und hätte nicht unbedingt sein müssen.
Stark aufgeholt und doch knapp vorm Ziel gescheitert
Die Message in der Kabine war klar formuliert – trotz des hohen Rückstands war dieses Spiel noch lange nicht vorbei. Auch die Gastgeber spielen mit einer kurzen Bank, und die Luchse sollten und wollten nochmal alles an Energie sammeln, um das Match noch spannend zu gestalten. Die Ansage des Trainers wurde von der Mannschaft offensichtlich erhört. Keine Minute nach dem Wiederanpfiff waren die Luchse wieder zurück im Spiel. David Wetterich, der offenbar einen Riecher für diese Art von Tor besitzt, drückte einen Nachschuss über die Linie und verkürzte auf 2-5 und entfachte damit Energie auf der Münchner Bank, die im zweiten Drittel noch gefehlt hatte.
Wenn vier Tore aufgeholt werden sollen, gibt es kaum Raum für Fehler. Das mussten die Luchse auf schmerzhafte Art und Weise nur zwei Minuten später feststellen. Die Münchner arbeiteten weiter nach vorne, doch oft reicht ein Gegenstoß, um die gerade anlaufende Aufbruchsstimmung im Keim zu ersticken. Wieder war es Markus Waldvogel, der ins Münchner Drittel fuhr und aus ähnlicher Position wie bei seinem ersten Treffer seinen zweiten Sonntagsschlenzer losließ. Jan Kumerics war besiegt, der Vorsprung der Gastgeber wieder auf vier Tore angewachsen.
Obwohl es am Ende nicht gereicht hat, muss dennoch die Moral der Münchner an diesem späten Nachmittag gelobt werden. Die Luchse ließen sich auch von diesem Rückschlag nicht unterkriegen und übten weiter Druck auf den Schongauer Hintermannschaft aus. Die Mammuts waren verständlicherweise damit zufrieden, den Sieg mit Defensivhockey über die Zeit zu bringen, doch etwa zehn Minuten vor Abpfiff sorgten die Gäste nochmal für einen Riss im Abwehrbollwerk der Schongauer. Nils Nagl wollte nicht nur aufgrund eines Spielberichtfehlers auf der Torschützenliste stehen und verkürzte auf 3-6. Ein starkes Einstandswochenende für Nils.
Endgültig beunruhigt waren die Gastgeber gut fünf Minuten vor Abpfiff. Die Luchse drückten in Überzahl auf den nächsten Treffer, doch die Schongauer Hintermannschaft konnte in Unterzahl schlimmeres verhindern. Gerade als die Gastgeber wieder komplett waren, brachten die Luchse den Puck dann doch noch über die Linie. Christian Steinmetz bugsierte per Rückhand einen Nachschuss vorbei an Richter zum 4-6.
Beinahe hätten es die Luchse geschafft, die Lücke noch mehr zu schließen. Simon Klopstock, der an diesem Nachmittag sowohl extrem engagiert als auch äußerst glücklos im Abschluss war, setzte zum Bauerntrick an, doch Sievers legte sich gerade noch auf der Torlinie auf die Scheibe. Zwei Minuten vor Ende fand Amin Reisinger seinen Sturmkollegen Christian Steinmetz frei im Slot, doch Steini zielte knapp am Kasten vorbei. Die Gastgeber versuchten nicht mal, den Puck auf das mittlerweile verwaiste Münchner Tor zu bringen, sondern beließen es weiterhin dabei, den Puck tief zu klären. Da den Münchnern an diesem Abend kein weiterer Treffer vergönnt war, hielt das 6-4 für Schongau bis zum Abpfiff.
Auf dem guten Schlussdrittel aufbauen
Es hätte wieder ein gutes Auswärtsspiel der Münchner sein können, wären da nicht diese gut dreißig Minuten zwischen der 1-0 Führung und der zweiten Pause gewesen. Dafür muss den Luchsen auch zugutegehalten werden, dass sie im letzten Drittel nochmal Moral bewiesen haben. Besonders das 6-2 hätte viele Mannschaften gebrochen, aber auch davon haben sich die Luchse nicht unterkriegen lassen. Nach einem guten Anfang und einem ausbaufähigen Mittelabschnitt lieferten die Jungs vom MEK zumindest ein versöhnliches letztes Drittel ab, auf dem man aufbauen kann. Wir arbeiten weiter!
Ausblick
Nach dem Doppelwochenende geht es für Luchse am Samstag weiter. Die zweite Mannschaft des ESC Dorfen ist im Münchner Weststadion zu Gast. Wir freuen uns über jeden Besucher, der die Mannschaft vor Ort unterstützt!
Benjamin Dornow, 01. Dezember 2021
Statistik
EA Schongau 1b – Münchner EK „Die Luchse“
28. November 2021, 16:30 Uhr
Eisstadion Schongau
Zuschauer: k.A.
Aufstellungen:
EA Schongau 1b
Richter, Sievers – Runkel, Wandschura (C), Müller, Güßbacher, Schade, Leschinger – Waldvogel, Schierghofer J. (A), Ott, Sprenzel (A), Socher, Knebel, Schierghofer N.
Münchner EK „Die Luchse“
Berger, Kumerics – Steinmetz, Killinger (C), Langnickel (A), Schafroth, Schmidt, Schünemann – Wetterich, Günzel, Reisinger, Langer, Klopstock (A), Nagl
Tore:
0-1 Nagl (kein Assist, 2:56)
1-1 Waldvogel (Socher, Wandschura, 10:23)
2-1 Knebel (Schierghofer J., 13:41)
3-1 Knebel (Schierghofer J., 21:41)
4-1 Socher (Waldvogel, 24:46)
5-1 Wandschura (Leschinger, 32:50/PP2)
5-2 Wetterich (Nagl, 40:57)
6-2 Waldvogel (kein Assist, 43:38)
6-3 Nagl (Reisinger, Schmidt, 49:54)
6-4 Steinmetz (Reisinger, 54:17)
Schüsse:
EA Schongau 1b: 37
Münchner EK „Die Luchse“: 42
Strafminuten:
EA Schangau 1b: 10
Münchner EK „Die Luchse“: 8